Das Hunde des Nachts auch mal raus müssen, sollte ja so ziemlich jedem Hundebesitzer bekannt sein, außer vielleicht Chihuahua Besitzern, bei denen sich Gassigehen auf einen Rundlauf um das Kanapee´ beschränkt und diverse Geschäfte im Katzenklo erledigt werden.
Bei Edelweiß, Bonsai, Akira und Max reicht dies leider nicht aus, zudem Katze Nahla da energisch Veto einlegen würde.
Hilft also nichts, ruckzuck allen Vieren die Geschirre angezogen und aus verkehrstechnischen Gründen noch die chicen, exklusiven Leuchthalsbänder drübergestülpt. Christine und ich nehmen jeweils zwei an die Leine und marschieren über den Agility Sendelbachbrückenparcour an der Maiselmauer entlang, wo erst einmal alle dringende Geschäftsabschlüsse getätigt werden, die nie und nimmer in ein Katzenklo gepasst hätten.
Nach dem Überqueren der Hindenburgstraße begeben wir uns auf den Fußweg neben der Essotankstelle und kommen an der Russenbrücke vorbei. Diese wird auch schon reichlich von leicht angeheiterten jungen Leuten dieser Volkgruppe belagert.
„Wie heißt denn dieser Hund?“ werde ich freundlich mit russischem Akzent von einem dieser Leute gefragt, dabei deutet er mit einer Bierflasche in der Hand auf Edelweiß. „Edelweiß“, gebe ich ebenso freundlich zurück. „Edelweiß, komm her“ spricht er sie an, geht in die Knie und lockt sie mit seiner freien Hand. Die denkt nicht daran, läuft an ihm vorbei zu Christine, die mit Max inzwischen weitergegangen ist. Die anderen Brückentrinker bestaunen inzwischen die beleuchteten Hundehalsbänder.
„Und wie heißt der?“ fragt er nun und deutet mit seiner Flasche auf Akira. „Akira“, sage ich. „Akira, komm her!“ spricht er auch sie an und schnalzt dabei mit dem Finger seiner bierflaschenfreien Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Akira denkt ebenfalls nicht daran und läuft gleichso weiter zu Frauchen.
„Und wie heißt der?“ fragt er nochmals in der Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis und wiederum muss die Bierflasche als Zeigestab herhalten. „Bonsai“, gähne ich ihm gelangweilt zu. „Bonsai, komm her!“ ruft er sie. Aber auch Bonsai reagiert nicht und trottet weiter zu Frauchen.
Gott sei Dank haben wir nicht noch mehr Hunde, sonst hätte dieses Spiel noch länger gedauert und der Frust des Flaschenzeigers wäre noch größer geworden.
Über die kleine Mainbrücke bewegt sich der Trupp beleuchteter Hundehälse nun vor bis zur Casselmannstraße. Dort beweist Max wieder seine Brückenagilitykünste an der Mainbrücke zum Rotmaincenter. Passanten bleiben stehen und freuen sich an dem Anblick der beleuchteten Hundetruppe. Die üblichen Sprüche: "wie die wandelnden Weihnachtbäume", "hää", "ooh" und "ha ha ha die leuchten ja", fallen. Durch die ständige Berieselung abgestumpft, regt uns das aber nicht mehr sonderlich auf. Die Frage, warum die Hunde beleuchtet sind, erklären wir noch halbwegs geduldig.
Edelweiß trägt ein damenhaft rot-orange leuchtendes Halsband, Akira ein mädchenhaftes, dezentes blau-grün, Bonsai kommt im frechen einfarbigen Rot daher und Max im gentlemanmäßigen grün-weiß. Modisch gekleidet zu sein, ist für alle ein Ausdruck eines ganz besonderen Lebensgefühls.
Wir begeben uns nun wieder auf dem Heimweg. Wir nehmen den Weg durch die Fußgängerzone beim Cafe Latibo. Dort werden wir mit lautem Gegröle und Geschrei von einer Gruppe total betrunkener Jugendlichen empfangen. „Schrei, quietsch, die Hunde sind ja beleuchtet, brüll, tob, lach.“ Einen davon frage ich, ob er wohl Krank ist, löse damit aber das Gegenteil dessen aus, was ich erreichen wollte. Die Alkoholis werden noch lauter. „Sinnlos“, denke ich, „einfach sein lassen“ und gehe wortlos weiter.
In diesem Moment hört man das Scheppern einer zerbrechenden Bierflasche. Oh, oh, das löst bei Christine meist nichts Gutes aus, da läuft sie innerhalb von Sekunden zu ihrer Höchstform auf, sozusagen von 0 auf 100 in nicht mehr meßbaren Werten. Sie bleibt abrupt stehen und wäscht den Jungrüpeln mit den entsprechenden Worten den Kopf. Worte wie: Hundepfoten aufschneiden, Tierarztkosten, *zensiert* etc. kommen darin vor.
Dadurch angespornt kann ich als männliches Gegenüber natürlich nicht nachstehen und motze auch ein bisschen mit. Zum Beispiel wage ich die Frage zu stellen, wer die Scherben nun eigentlich wegmacht. Dies will aber zuerst niemand beantworten, bis dann doch jemand behauptet, „ Des machma scho widda wech“, welches ich natürlich nicht glaube und das auch zu verstehen gebe. Dies bringt mir allerdings den Vorwurf ein, ich wäre unfreundlich. Wenn die wüssten, wenn ich erstmal einmal richtig loslege….
Nachdem mir eine weitere Diskussion wenig sinnvoll erscheint, gehe ich einfach weiter und überlasse die Scherben ihrem Schicksal. Daheim angekommen, setzte ich mich an den PC und schreibe das Erlebte auf, um meiner Nachwelt nichts Wichtiges vorenthalten zu müssen.
Gruß Jürgen
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